Sogenannte „Hohle Wände“, die am Huf als deutlich erweiterte, hohle Weiße-Linie-Bereiche gefunden werden und auch auf dem Röntgenbild zu sehen sind, gelten in der schulmedizinischen Lehrmeinung als Resultat einer Infektion durch Horn oder Lederhaut zerstörende Keime, Bakterien und/oder Pilze und stellen in der Veterinärmedizin eine Krankheit der Lederhaut dar. Denn in dem Milieu im Weiße-Linie-Bereich, also im Hornzwischenraum Klebehorn-Hornkapsel sind Pilze, Bakterien, Mikroorganismen zu finden. Der Eigenname für diese Befundung wird auch als „White-Line-Desease“– Erkrankung bezeichnet. Nach konventioneller Lehrmeinung sollte in solchen Fällen operiert werden. Wie bei einer Hornsäulen-OP werden als Infektionsherd Teile der Lederhaut entfernt, mit entsprechend aufwendiger Heilungszeit und Folgemaßnahmen.
In dieser Fallstudie trat zunächst unklare Lahmheit auf, die nicht genau auf vorne oder hinten festgelegt werden konnte. Dann folgte die erste Hohle Wand am Vorderhuf. Aufgrund der Befundung sollte Hufbeinabbau durch bakteriellen Befall drohen. Nachdem das Lahmen schlimmer wurde, sich an weiteren Hufen „Hohle Wände“ entwickelten und sich der Allgemeinzustand verschlechterte, wurde der Besitzerin eine Operation unter Vollnakose empfohlen, um das bakteriell befallene Gewebe der Lederhaut zu entfernen.
Die huf-heilpraktische Herangehensweise untersucht zunächst auf mögliche entzündungsauslösende Zwangsituationen der Hufsituation oder/und sucht nach systemisch wirkenden Einflüssen aus dem Stoffwechselgeschehen auf die Hufsituation.
Wir stellten neben einer stark auffälligen Stoffwechselsituation mit Wassereinlagerungen auch einen sehr schmerzhaften Darmzustand fest. Ebenso war der Kot auffällig. Eine Laboruntersuchung bestätigte extremen Bandwurmbefall und abgelöste Darmschleimhautanteile. Eine Operation in diesem unerkannten sehr problematischen Darmzustand hätte das Grundproblem nicht lösen können. Schmerzen im Darm können grundsätzlich zu auffälligen unklaren Lahmheiten führen. Eine entsprechende Darmsanierung und Stoffwechseltherapie wurden eingeleitet.
Hohle Wände können sich im Zusammenhang mit umfangreicher Stoffwechselentgleisungen entwickeln. Der Hufbeinträger wird dadurch instabil.
Grundsätzlich konnte in diesem Fall vieler „Hohler Wände“ eine strapaziöse OP mit langer Regeneration der Hufkapsel über Gips, Verband und Stehmonaten, ein alternativer Weg zum Ziel führen. Die Hufbearbeitung machte nach Stoffwechselstabilisierung ein Nachwachsen der Hufkapsel möglich. Während der ganzen Zeit konnte das Pferd sich frei bewegen und sogar relativ schnell wieder traben und galoppieren. Der Allgemeinzustand des Stoffwechsels und des Darmes wurde auch im Heimatstall weiter unterstützt.