Huftherapie Fallbeispiele

Hohle Wände durch Stoffwechselprobleme

Was ist eine „hohle Wand“?

Sogenannte „Hohle Wände“ werden am Huf als deutlich erweiterte, hohle Weiße-Linie-Bereiche gefunden und sind auch auf dem Röntgenbild zu sehen. In der schulmedizinischen Lehrmeinung gelten meist als Resultat einer lokalen Infektion durch Horn oder Lederhaut zerstörende Keime, Bakterien und/oder Pilze, denn in dem Milieu im Weiße-Linie-Bereich, also im Hornzwischenraum von Lederhaut und Hornkapsel sind Pilze, Bakterien, Mikroorganismen zu finden. Der Eigenname für diese Befundung wird auch als „White-Line-Desease“– Erkrankung bezeichnet. Nach konventioneller Lehrmeinung sollte in solchen Fällen mögliche schadhafte Lederhaut operiert werden. Wie bei einer Hornsäulen-OP werden als Infektionsherd Teile der Lederhaut entfernt, mit entsprechend aufwendiger Heilungszeit und Folgemaßnahmen.

Ausgangssituation

In dieser Fallstudie traten zunächst unklare Lahmheiten auf, die nicht genau auf vorne oder hinten festgelegt werden konnten. Dann folgte die erste Hohle Wand an einem Vorderhuf. Nachdem das Lahmen schlimmer wurde und sich der Allgemeinzustand verschlechterte, wurde der Besitzerin aufgrund von Röntgenbildern eine Operation unter Vollnakose empfohlen, um das vermutete bakteriell befallene Gewebe der Lederhäute zu entfernen. Diesen Weg wollte die Besitzerin nicht wählen. Noch während der Wartezeit auf einen Transport zu uns traten zudem weitere hohle Wände an den anderen Hufen auf.

Therapieverlauf: Hufbearbeitung und Stoffwechsel im Fokus

Unsere huf-heilpraktische Herangehensweise untersucht zunächst die Hufsituation auf mögliche entzündungsauslösende sogenannte Zwangsituationen der Hufe, die an den hufinneren Lederhäuten eine Entzündung produzieren können oder/und sucht nach systemisch wirkenden Einflüssen aus dem Stoffwechselgeschehen auf die Hufsituation, die Schäden im Weiße-Linie-Bereich auslösen können.

Wir stellten neben einer sehr auffälligen Stoffwechselsituation mit äußerlich sichtbaren Wassereinlagerungen auch einen zu vermutenden schmerzhaften Darmzustand fest. Zudem war der Kot auffällig. Eine Laboruntersuchung bestätigte extremen Bandwurmbefall und abgelöste Darmschleimhautanteile. Eine Operation in diesem unerkannten sehr problematischen Darmzustand hätte das Grundproblem gar nicht nicht lösen können und wäre bei einem derartig starken Bandwurmbefall auch ungünstig gewesen. (Grundsätzlich können auch allein Schmerzen im Darm zu unklaren Lahmheiten führen.) In diesem Fall kam es zu einer systemischen Imbalance. Diese ist nach unserer Einschätzung gemäß der Röntgenbilder auch schon in eine Rehe, einer Schwächung des Hufbeinträgers gemündet. Eine entsprechende Darmsanierung und Stoffwechseltherapie wurden eingeleitet.

Hohle Wände können sich im Zusammenhang mit umfangreichen Stoffwechselentgleisungen entwickeln, die damit auch in den Hufgeweben wirken und die Lederhäute betreffen. Der Hufbeinträger wird dadurch in Folge instabil. Sollten sich „hohle Wände“ nicht aufgrund einer lokalen, z.B. traumatischen Entzündungsfolge an einem lokal begrenzten Bereich im Huf erklären lassen, steht nach unserer Einschätzung immer die Überlegung im Rahmen einer Fehlbelastung des Hufes an oder gar eine Belastung des gesamten Stoffwechsels an. Letzteres ist dann wiederum dann als Warnzeichen für eine startende Rehe zu bedenken.

Anstelle einer strapaziösen OP mit langer Regeneration der Hufkapsel über Gips, Verbände und Stehmonate kann in vielen Fällen von hohlen Wänden ein alternativer Weg zum Ziel führen. Die Hufbearbeitung machte nach Stoffwechselstabilisierung ein natürliches Nachwachsen der Hufkapseln möglich. Während der ganzen Zeit konnte das Pferd sich frei bewegen und sogar relativ schnell wieder traben und galoppieren. Der Allgemeinzustand des Stoffwechsels und des Darmes wurde auch im Heimatstall weiter unterstützt.