Ausgangssituation
Diese Fotofolge zeigt die Therapie bzw. Regeneration der Hufe eines jungen Pferdes mit massivem Abszessgeschehen an allen Hufen – unphysiologischen, also „unpassenden“ sogenannten chronischen Rehe-Hufen.
Über zwei Jahre hinweg zeigte das Pferd zunehmend Trägheit, Verlust an Lebensfreude, unklare Lahmheiten und Unlust in der beginnenden Ausbildung, die deshalb auch immer wieder unterbrochen werden musste. Die Hufe wurden laut Besitzerin immer größer. Schließlich entstand ein erster großer Kronrandabszess am Vorderhuf. Es folgte jedoch keine Besserung im Befinden und auch keine Besserung im Gangbild oder vitaleres Laufen. Rehestellung zeigte sich jedoch nicht – eher im Gegenteil – unter den Bauch geschobene Beine. Deshalb kam vermutlich die Idee einer (chronisch verlaufenden) Rehe nicht auf. Mit der Abdrückzange zeigten sich auch keine Auffälligkeiten. Die über die Jahre immer größer werdende Hufform und auch, die nicht zu einem inneren Hufbeinknochen passenden Hufparameter, wurden nicht als korrekturbedürftig betrachtet. Es wurde bakterielle Infektion in den Hufen, ohne Heilungsmöglichkeit befundet und aufgrund der Schwere der Lahmheiten und der gesamtkörperlichen Situation Erlösung vorgesehen.
In dieser Situation kam das Pferd zu uns in stationäre Aufnahme. Es konnte kaum stehen und die Vitalkräfte waren sehr gering.
Die Hufsituation zeigte auf den ersten Blick völlig falsch proportionierte und bearbeitete Hufe, zu hohe Trachten, zu lange Zehen und zusätzlich einen zu steilen Kronrandverlauf – also „viel zu große“ Hufe – begründet durch eine schleichende Fehlentwicklung über Jahre hinweg. Durch die zu großen Hufe wurden die seitliche Lederhaut und die Zehenlederhaut massiv gezerrt und entzündet, durch die gefüllte Sohlenhornsituation wurde die Sohlenlederhaut gequetscht. Aufgrund der überproportional gewachsenen Hornmasse um die Lederhäute und den Schmerzen in vielen Bereichen war auch vermutlich eine auffällige Reaktion auf ein punktuelles Abdrücken schon nicht mehr auszulösen.
Therapieverlauf
Wir haben sofort massive Stoffwechselunterstützung eingeleitet und die Hufkorrektur und -therapie begonnen, um die Schmerzen schnellstmöglich zu regulieren und den ausgezehrten Körper aufzubauen. Es öffnete sich relativ schnell am ersten Hinterhuf ein weiterer Kronrandabszess und zwei Tage später am anderen Hinterhuf. Doch schon nach kurzer Zeit erholte sich das Pferd von den allergrößten Schmerzen und weitere kleinere Abszesse konnte es relativ gut überstehen.
Nachdem alle Abzesse sich eröffnet hatten und die neuen Hufparameter den Hufen eine Regeneration ermöglichten, zeigte das Pferd 6 Monate später bereits deutlich mehr Bewegungsfreude und -möglichkeit als in den Jahren zuvor.
Bei Eiterungsgeschehen wird selten die grundsätzliche Hufsituation in gedankliche Ursachenverbindung gebracht, weshalb dann eine bakteriell zerstörerische Infektion von Gewebe als Grund angenommen wird, keine mechanische Zerstörung von Gewebe angedacht wird. Außerdem muss bei unphysiologisch großen Hufen, also einer Hufkapsel, die nicht zu der Hufbeingröße passt, eine schleichende chronische Rehe gesehen werden, auch wenn eine Akutphase im Verlauf nicht bemerkt wurde.