Huftherapie Fallbeispiele

Rehe kurz vor Hufbeindurchbruch

Ausgangssituation

Diese Falldokumentation zeigt die mögliche katastrophale Wirkung einer Behandlung von Rehe mittels Beschlag und Gips in Kombination mit Keilerhöhung der Trachten, wie es sich leider durchaus häufig entwickelt, wenn bestimmte Zusammenhänge bestehen. Ein Hufbeindurchbruch drohte. Als einen letzten Versuch entschied sich die Besitzerin für einen Weg nach huf-heilpraktischem Vorgehen.

Therapieverlauf

Einen drohenden Durchbruch der Hufbeine konnten wir durch physiologische Korrektur der Hufe verhindern, indem wir den Trachten- und Mittelhufbereich bequemer gestaltet haben und damit die Last auf die Zehe und die Sohle im Zehenbereich minderten. Verschiedene wissenschaftliche Erkenntnisse unterstützen dieses Vorgehen und bestätigen damit ebenfalls den physiologischen Sinn der natürlichen Rehehaltung eines Pferdes, welche die Last des Körpers von der Zehe aktiv auf die Trachten verlagert. Weitere Beschreibungen zum Thema Rehe sind in unserer Huf-Info ausführlicher zu lesen.

Das Pferd konnte sich 6 Monate nach Beginn der Therapie schon wieder  problemlos auf allen Böden bewegen.

Was es zu bedenken gilt

Diese Dokumentation dient der Verdeutlichung, dass eine Behandlung von Rehe durch Höherstellung der Trachten und „Polster“-Fixierung der Sohle ohne Beachtung einer nötigen physiologische Hufkorrektur im Ergebnis schlimmere Auswirkungen für die Hufsituation gebracht hat, als zu Beginn der ersten Lahmheit, als die Zehe noch nicht stark rotiert war. Diese Situationen einer Verschlechterung durch Höherstellung der Trachten erleben wir seit Jahren häufig  und sie entsprechen den Ergebnissen der wissenschaftlichen Studie zu Hufparametern auch im Zusammenhang mit Hufrehe von Glenn Ramsey, 2011. 

Je stärker das Hufbein in eine Abweichung von seiner natürlichen Position gebracht ist, desto stärker wirkt die Last auf den Zehenbereich des Hufbeins. Die Erkenntnis der Studie unterstützt die natürliche Reaktion des Pferdes auf eine „Laminitis“, nämlich das Einnehmen der Rehestellung. Nicht die tiefe Beugesehne zieht das Hufbein in die Rotation, sondern die zunehmende Körperlastverteilung auf den Zehenbereich des Hufbeins, je steiler das Hufbein steht oder gestellt wird durch Keile und Polster unter den Trachten und dem Mittelhufbereich. Dies fördert nach dieser Theorie die Absenkung und Rotation des Hufbeins. 

Die tiefe Beugesehne kann zudem im ganzheitlich betrachteten Pferdekörper nicht dauerhaft entlastet werden. Je steiler ein Huf steht, desto mehr Last trägt auch der Bereich der Zehe. Wenn zudem das Hufgewölbe nicht passend bearbeitet wurde und Schmerzen im Trachten-Sohlenbereich bestehen, weicht das Pferd zusätzlich zudem aktiv auf die Zehe. Eine äußerst kritische Situation bei einer nicht funktionierenden Hufbeinaufhängung im Zehenbereich.

In diesem Fall wurde die Zehenkapselwand während der klassischen Behandlungsphase jeweils stark beraspelt, was sichtbar wird bei genauem Betrachten der Röntgenbilder bzw der Hufe. Daher wirkt die Rotation und Separation auf den ersten flüchtigen Blick im Röntgenbild nicht so gravierend. Auf den Huffotos ist diese starke Schwächung der gesamten Zehenkapsel jedoch zu erkennen und verdeutlicht die eigentliche reelle Entfernung von der ursprünglich vorhandenen Zehenwand auf den letzten Röntgenbildern.

Die biomechanische Untersuchung von Glenn Ramsey und Ko-Autoren (2011, Neuseeland) ist im Original hier zu finden: http://onlinelibrary.wiley.com/doi/10.1111/j.2042-3306.2010.00319.x/abstract