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Wie das Pferd, so der Huf -Teil 4

Mobile Pferdeosteopathie

Dies ist der vierte Teil zum Thema „Wie das Pferd, so der Huf“. Es ist sinnvoll, vorher Teile eins bis drei zu lesen.

Huf und Körperhaltung

So wie das Pferd steht und sich bewegt, wächst entsprechend auch sein Huf. Nimmt es eine Kompensationshaltung ein, um eine bestimmte Struktur zu schonen, zeigt sich dies je nach Ausmaß der Kompensation mehr oder weniger deutlich an den Hufen, die sich bspw. verschieden entwickeln können, wenn Beine unterschiedlich belastet werden. Aus kleineren Kompensationen über einen kürzeren Zeitraum kann der Pferdekörper leichter selbst wieder herausfinden. Insbesondere bei länger anhaltenden Kompensationshaltungen oder wenn andere erschwerende Faktoren (wie Stoffwechsel oder Organschmerzen) hinzu kommen, kann es jedoch sein, dass das Pferd in seiner Kompensationshaltung bleibt, auch wenn der ursprüngliche Grund für diese bereits nicht mehr besteht.

Was ist überhaupt eine Kompensationshaltung?

So gut wie jeder Pferdemensch hat wahrscheinlich schon einmal den eigenen Fuß unter einem Huf wieder gefunden und hat sich danach eine Zeitlang mehr oder weniger humpelnd bewegt. Ohne explizit darüber nachzudenken, nimmt man dabei eine Schonhaltung ein, die Schmerz vermeidet. Man rollt weniger ab, setzt anders auf, tritt kürzer, nutzt das andere Bein mehr und bemerkt dort ggf. recht bald die Mehrbelastung. Klingen die Schmerzen bald ab, findet man idR ins gewohnte Laufmuster zurück. Besteht der Schmerz aber länger, passt sich der Körper an und baut bspw. Muskulatur im mehrbelasteten Bein auf und im weniger belasteten Bein ab. Auf Dauer entwickelt sich ein Ungleichgewicht, das fortbesteht, auch wenn der ursprüngliche Schmerz endlich nicht mehr besteht. Nun könnte man wieder gleichmäßig beide Beine nutzen, aber die Muskulatur ist darauf nicht mehr ausgelegt und würde weiterhin ungleich arbeiten. Da derartige Schmerzverläufe meistens ärztlich begleitet werden, schließt sich nicht selten Physiotherapie an, in der es genau darum geht: die Muskulatur wieder in Balance zu bringen.

Die Balance

Imbalancen können sich aber nicht nur zwischen rechter und linker Seite, sondern auch innerhalb einer Struktur (z.B. Gelenk) entwickeln. Jede Struktur hat einen physiologischen Bewegungsspielraum. So steht bspw. das Vorderfußwurzelgelenk gestreckt, kann aber auch maximal gebeugt werden, bis das Röhrbein am Unterarm liegt (z.B. im aufrechten Liegen oder über einem Sprung). Genau in der Mitte dieser beiden Extreme befindet sich der sog. Point of Balance. Von ihm aus ist der Weg in die maximale Streckung und Beugung gleich weit und fühlt sich auch gleich an (d.h. ohne höheren Widerstand in eine Richtung). Sobald aber Einschränkungen bestehen, ist der Point of Balance zu einer Seite hin verschoben. Dies ist z.B. der Fall, wenn dem Pferd die Beugung schwerfällt und zwischen Röhrbein und Unterarm ein größerer Abstand bleibt. Das Pferd kann sein Vorderfußwurzelgelenk dann gerade gar nicht maximal beugen.

Um hier Abhilfe zu schaffen, könnte auf der muskulären Ebene bspw. die Streckmuskulatur entspannt werden, damit sie sich wieder mehr dehnen und die Beugung zulassen kann. Doch neben dieser lokalen Arbeit auf körperlichen Ebene ist es für einen nachhaltigen Behandlungserfolg unerlässlich, die Gesamtsituation und auch andere Ebenen zu betrachten: Meist lassen sich Kompensationsketten durch das ganze Pferd verfolgen, und Schmerz beinhaltet oft auch Schock oder Trauma. Doch eine ganzheitliche Sichtweise geht noch weiter. Womöglich stellt sich auch nach wiederholter Körpertherapie noch kein rechter Erfolg ein. Vielleicht werden muskuläre Imbalancen zwar geringer, doch gewisse Festigkeiten kehren immer wieder. Nächste Woche wenden wir uns daher dem Stoffwechsel zu. Für die Ungeduldigen gibt es hier erste Infos dazu.