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Was lernen unsere Pferdeosteopathen? Teil 1: Anatomie

Unsere Ausbildung in integrativer Pferdeosteopathie besteht aus vier Grundpfeilern: der Anatomie, den osteopathischen Konzepten und Techniken, dem Fühlen und dem Wissen rund ums Pferd. Heute soll es um den ersten Grundpfeiler gehen, die Anatomie.

Ana-to-gähn…?

Der ein oder andere gähnt jetzt vielleicht, denn Anatomie klingt für viele ungefähr so interessant wie das Fach Geschichte in der Schule. Und wer das eigentlich noch interessant fand, verzweifelt oft relativ bald an der durchaus noch üblichen Benutzung einer an sich ausgestorbenen (im Sinne von nicht ehr aktiv praktizierten, d.h. gesprochenen) Sprache: dem Lateinischen. Angelehnt an die Humanmedizin bedient sich auch die Veterinärmedizin präziser lateinischer Fachausdrücke, um bestimmte Knochenpunkte wie bspw. Ansatzstellen von Muskeln zu benennen. So legen auch viele Ausbildungen zur Pferdeostepathie Wert auf die lateinischen Begriffe, damit Dialog und Befundungsaustausch mit Tierärzten erfolgen kann.

Dafür braucht ein Pferdeosteopath Anatomie

Doch für uns steht das Latein nicht an erster Stelle, denn unsere jahrelange Therapieerfahrung auch mit schwersten und „austherapierten“ Fällen hat gezeigt, dass die Kernkompetenzen eines Osteopathen anderswo liegen, nämlich im Fühlen (mehr dazu in Teil 3 dieser Reihe). Trotzdem ist ein anatomisches Grundwissen notwendig, denn es stellt uns sozusagen eine „Landkarte“ von Strukturen im Pferd zur Verfügung. So kann der Osteopath benennen, was er fühlt bzw. welche Strukturen inwiefern in ihrer Funktion eingeschränkt sind, und dem Besitzer erklären, welche Konsequenzen dies bspw. für das derzeitige Training oder eine mögliche Reha hat. Aber auch die Zusammenarbeit mit anderen Therapeuten (Tierärzten, Hufbearbeitern, Heilpraktikern etc.) begründet sich darauf.

Wie vermitteln wir Anatomie?

So praxisorientiert wie möglich! In den Präsenzwochenenden konzentrieren wir uns auf thematische Überblicke wie bspw. die Vorhand, den Hals, den Kopf. Dabei beleuchten wir nicht nur die anatomischen Strukturen (Knochen, Muskeln, Sehnen…), sondern auch die häufigsten Funktionseinschränkungen und ihre Zusammenhänge mit dem restlichen Körper. Dies erfolgt zunächst „auf dem Papier“, sodass sich daraus im Laufe der Ausbildung ein Nachschlagewerk ergibt. Zur besseren Visualisierung und vor allen Dingen zum Anfassen und auch Studieren haben wir echte Knochen.

  • Wie passen die Knochen zueinander?
  • In welche Richtungen können sie sich bewegen?
  • Welche Abweichungen im Sinne von „Abnutzungserscheinungen“ finden sich?

Das Skelett hat „gelebt“ und zahlreiche Spuren geben uns Hinweise darauf, wie es sich zu Lebzeiten bewegt hat. Da wird trockene Anatomie plötzlich zur spannenden Detektivarbeit. Der Hauptteil der Anatomie aber findet am Pferd statt.

  • Wo liegen die besprochenen Strukturen?
  • Welche davon können wir wo und wie fühlen?
  • Welche Unterschiede zeigen sich bei verschiedenen Pferden?
  • Wie stehen diese im Zusammenhang mit bspw. Rasse, Nutzung, Krankheitsgeschichte?

Mit diesem Ausbildungskonzept benötigt man wirklich keinerlei anatomische Vorkenntnisse und auch kein kleines oder großes Latinum. Zusätzliche Details kann man selbständig zu Hause nacharbeiten und bei Bedarf in den zwischen den Präsenzwochenenden stattfindenden Online-Meetings besprechen. So können wir uns vor Ort auf die Praxis konzentrieren, das Fühlen (wieder) erlernen und verschiedenste osteopathische Behandlungstechniken üben. Um letztere geht es in Teil 2 dieser Reihe.