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Was lernen unsere Pferdeosteopathen? Teil 2: Osteopathie

Pferdeosteopathie Ausbildung

Unsere Ausbildung in integrativer Pferdeosteopathie besteht aus vier Grundpfeilern: der Anatomie, den osteopathischen Konzepten und Techniken, dem Fühlen und dem Wissen rund ums Pferd. Heute geht es um den zweiten Grundpfeiler, die eigentliche Osteopathie.

Von Ostéon und Páthos

Das Wort „Osteopathie“ ist aus dem Altgriechischen ostéon für Knochen und páthos für Leiden zusammen gesetzt. Als Begründer gilt der Amerikaner Andrew Taylor Still (1828-1917), der um 1874 Zusammenhänge zwischen biomechanischen Einschränkungen des Körpers und Krankheiten feststellte. Er sah biomechanische Störungen als Krankheitsursachen an und ging davon aus, dass der menschliche Körper im Prinzip bereits alles besäße, um sich selbst zu heilen. Auf diesem Prinzip beruht die Osteopathie bis heute: Der Therapeut heilt nicht den Pateinten, sondern regt dessen körpereigene Selbstheilungskräfte an.

Was es alles gibt und warum man es auch alles braucht

Innerhalb der Osteopathie gibt es verschiedene Herangehensweisen und Techniken. Einerseits gibt es so immer mehr als eine Möglichkeit, zum Ziel zu kommen, andererseits kann dieser Weg auch immer in mehreren Facetten unterstützt werden. In der parietalen Osteopathie stehen Muskeln und das Skelett im Vordergrund. Einschränkungen können mit direkten oder indirekten Techniken gelöst werden. Vergleichbar ist das mit einer klemmenden Schublade, die man entweder mit sehr genauem und zielgerichtetem Zug herausziehen kann (direkt) oder aber erst wieder ganz hereinschieben und dann herausziehen kann (indirekt). In der faszialen Osteopathie liegt der Fokus auf den umgebenden (bindegewebigen) Strukturen. Im Beispiel könnte das der Tisch sein, in dem sich die Schublade befindet, und der vielleicht schief steht. Die Kraniosakraltherapie konzentriert sich auf den Liquorfluss, der durch den Körper pulsiert, und spricht als eine sehr sanfte Behandlungsart Pferde oft besonders an. Arbeitet man viszeral, befindet man sich auf Organebene. Hierbei geht es um die Beweglichkeit der Organe und der sie einhüllenden Strukturen. Während meist mehrere Osteopathierichtungen geeignet sind, eine Einschränkung zu behandeln, ist es gerade bei schwerwiegenderen Problematiken oft erst die Kombination, die einen nachhaltigen Behandlungserfolg sicherstellt.

Wie wir osteopathische Grundlagen vermitteln

Um eine kurze Einführung in die Konzepte kommen auch wir nicht herum, doch dann geht es sofort in die Praxis. Zunächst profitieren die Auszubildenden untereinander von den verschiedensten Techniken. Das stellt einerseits sofortiges Feedback sicher, erlaubt andererseits aber auch, alle angewandten Techniken am eigenen Körper zu erfahren, was das Verständnis vertieft. Danach geht es ans Pferd, wo themenbezogen spezifische Techniken geübt, aber auch fallbezogen mögliche Herangehensweisen besprochen, umgesetzt und reflektiert werden. Welches Problem herrscht bei diesem Pferd vor? Wie können wir es angehen? Welchen Erfolg haben wir mit der gewählten Methode erzielt? Welche andere Herangehensweise könnte uns weiter bringen? Die verschiedenen Konzepte bieten dem Osteopathen daher mögliche Therapiewege an. Um jedoch überhaupt erst einmal Probleme auffinden und anschließende Therapiemethoden bzgl. ihres Erfolges bewerten zu können, benötigt der Osteopath seine wichtigste Fähigkeit: das Fühlen. Darum geht es in Teil 3 dieser Reihe.