Hufwissen

„Hufrolle“erkrankung

Was „Hufrolle“ bedeutet und wie sie üblicherweise behandelt wird

Die „Hufrolle“ im Hufinneren, umfasst den weiten Bereich des hufinneren Mittelhufes, also die Region wo das Hufbein, das Strahlbein, das Kronbein, der Schleimbeutel und die tiefe Beugesehne miteinander zusamenspielen. Unterschiedliche Diagnosen von Hufrolleproblemen werden für dieses Gebiet getroffen und entsprechend unterschiedlich benannt. Im wesentlichen wird eine Hufrollenentzündung, eine Knochendegeneration (Abbau und Veränderung von Knochengewebe meist des Strahlbeins, als „Zysten“, „Löcher“, „Auflösung“benannt), oder ein Hufrollensyndrom (wiederkehrende Überlastungserscheinungen) befundet und in vier Stufen von Krankheitsgraden klassifiziert.

Übliche konventionelle Behandlungsmaßnahmen basieren auf dem sogenannten orthopädischen Beschlag, um ein „leichteres Abrollen“ zu unterstützen. Die natürliche Hufbewegung wird dadurch eingeschränkt, als Versuch, Reizsituationen an Bändern, Schleimbeutel oder im Hufgelenk zu beruhigen, sowie durch die massive Einschränkung der Durchblutungssituation mittels dieser Beschlagsvarianten eine zusätzliche Schmerzreduktion zu erzielen. Auch Stoßwellentherapie, Tildren, Hyaluronsäure etc. kommen zum Einsatz, ebenso unterschiedliche Therapiemaßnahmen zur Beeinflussung des Knochenstoffwechsels. Als letzte Möglichkeit der Schmerzausschaltung wird ein Nervenschnitt in Betracht gezogen.

Grundsätzlich werden Erkrankungen der „Hufrolle“ trotz dieser oben genannten Behandlungsmaßnahmen schulmedizinisch als schwer tatsächlich heilbar gewertet. Es geht vornehmlich um eine Verlängerung der Nutzbarkeit. Starke Knochenzubildungen oder Abbauten an den Zehenknochen sowie Normabweichungen am Strahlbein, gelten als dramatische lokale Entwicklung mit wenig Chance auf natürliche, schmerzfreie Belastung. Die sogenannte Podotrochlose oder Navicularsyndrom sind heute leider immer noch Diagnosen, die Besitzer daher in Panik versetzten und vor schwere Entscheidungen stellen.

Die Rolle der Hufbearbeitung

Glücklicherweise verbreiten sich unter den Pferdebesitzern zunehmend erfreuliche Erfahrungsberichte, dass „Hufrolle“-Beschwerden deutlich im Zusammenhang mit der Huf-Hornsituation stehen, die Hufbearbeitung also positiven Einfluss nehmen kann!

Nach derzeitiger Leitlinien-Diagnostik wird selten ein Fokus auf die spezielle Huf-Horn-Situation gerichtet als mögliche Begründung für Veränderungen an den hufinneren Strukturen. Ebenso werden Probleme im Bewegungsapparat, die über Hebelwirkungen Einfluss auf die Hufsituation nehmen, selten einbezogen. Daher wird die Art der vorliegenden Hufbearbeitung klinisch nicht als Möglichkeit für Schmerz oder als Grund für lokale Veränderungen am Schleimbeutel oder dem Strahlbein etc. einbezogen, bzw. überhaupt als Lahmheitsauslöser angedacht.

Um eine ganzheitliche mögliche Entwicklung verstehen zu können, ist es nötig zu differenzieren, was die Diagnose besagt. Was bei „Hufrolle“- Krankheiten festzustellen ist, sind Schmerzen, die im Huf lokalisiert werden. Schmerzen im Huf können überall gemeldet werden wo Nervenleitung möglich ist. Es ist anhand eines Röntgenbildes nicht tatsächlich feststellbar, wo der Schmerz gemeldet wird, der die Untersuchung nötig gemacht hat und Abweichungen vom physiologischen Bild zeigt.

Ganzheitliche Zusammenhänge

Grundsätzlich ist Folgendes zu bedenken:

Bei Weitung des Hufes (natürlicher Hufmechanismus) fließt Blut in die Hufkapsel ein. Wenn der natürliche Weiterfluss des Blutes in die Huflederhaut aufgrund z.B. unterschiedlicher Zwang-Hufsituationen gestört ist, entsteht in den kleinen Gefäßen ein Rückstau des Blutes. Strahlbein und Hufbein sind mit feinen Gefäßkanälen durchzogen. Je nach Befüllung, üben die Gefäße Druck auf die Knochenkanäle, durch die sie laufen. Ein vermehrter Druck führt an diesen Stellen zu Knochenabbau. Ebenso anerkanntermaßen lassen ungesunde Zugkräfte durch Bänder, Sehnen oder Hufhorn etc etc. am Knochen neue Knochensubstanz in Zugrichtung wachsen. Diese Entwicklungen lässt das Röntgenbild erkennen.

Die Veränderungen der Strahlbeinlöcher oder am Hufbein geben daher auch Aufschluss über die Durchblutungssituation oder die Zug-/Druckverteilungen in der Hufkapsel:

  • Der Knochenzubau weist auf nicht gesunde Zugkräfte in der Hufkapsel!
  • Knochenabbau weist auf ungesunde Druckkräfte!

Ungesunde Kräfteverteilungen, Zug-und Drucksituationen, die zu Schmerzen in durchnervten Gewebebereichen innerhalb der Hufkapsel führen, sind also möglicherweise ursächlich auf die Huf-Horn-Situation  zurückzuführen. Die Ernährung, also die Flüssigkeitsmenge, sowie die Druckverhältnisse vom Schleimbeutel sind abhängig von der Beweglichkeit der Zehenknochen. Wenn das Pferd beispielsweise in seinen Bewegungsmustern eingeschränkte Ausmaße ausübt, werden die Gewebe nicht physiologisch belastet, versorgt und können erkranken, somit schmerzen.

Daher bringen Standardtherapien für die hufinneren Strukturen häufig nur kurzfristigen Erfolg. Denn meist zeigt sich nach Beruhigung der Schmerzsituation, dem Abklingen akuter Entzündung und Ablauf der Schonfrist mit Wiedereinsatz unter voller Belastung, erneute Lahmheit. Auch ein orthopädischer Beschlag kann die relevante Blutzufuhr nicht dauerhaft einschränken und umleiten oder die Biomechanik der Hornkapsel unterbinden, um Nervenleitung zu drosseln. Der Schmerz kommt wieder.

Deshalb gelten „Hufrolle“-Krankheiten spätestens ab dem 4. Schweregrad schulmedizinisch als nicht heilbar. Es handelt sich in der konventionell praktizierten Behandlung um die eventuelle Verlängerung einer Nutzungsmöglichkeit des Pferdes – sei es durch Spezialbeschlag, der die Durchblutung durch Einschränkung des physiologischen Hufmechanismus zunehmend vermindert und damit die Reizleitung der Nerven unterdrückt, oder durch einen Nervenschnitt.

Huf-Heilpraktik als Regenerationsmöglichkeit

Barhuftherapeutische Bearbeitungsmaßnahmen können jedoch – wie bei den meisten Krankheiten der Hufe – durch optimale Hufkorrektur vielzählig eine ursächliche, komplementäre Therapie einleiten. Auch unsere positiven Praxiserfahrungen belegen, dass „Hufrolle“- Problematiken, selbst im schweren, degenerativen Fall des Strahlbeines, also 4. Grades, wieder schmerzfrei, auch unter voller Belastung genesen, wenn alle schmerzleitenden Strukturen im betroffenen Areal nicht mehr gereizt werden und regenerieren können. Hierzu binden wir gerne weitere ganzheitliche Therapieformen ein. Denn es hat sich in der Erfahrung gezeigt, dass Hufrolleproblematiken meistens in einem integrativen Rahmen zu betrachten sind. Der Einsatz schulmedizinisch begleitender Maßnahmen kann selbstverständlich zusätzlich erfolgen, ist jedoch entsprechend unserer Erfahrung nicht nötig.

Gerne informieren wir dich ausführlich und angepasst an deinen individuellen Fall über unsere Einschätzung oder Möglichkeiten einer Behandlung. Auch in unseren Hufseminaren behandeln wir die Thematik der unterschiedlichen „Hufrolle“-Krankheiten im Zusammenhang mit entsprechenden Hufsituationen sehr umfangreich.