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Wie das Pferd, so der Huf – Teil 2

Pferd und Huf 2

Dies ist der zweite Teil zum Thema „Wie das Pferd, so der Huf“. Der erste Teil findet sich hier.

Der Huf und der Körper

Wenn die Hufe eines Pferdes trotz regelmäßiger Korrektur immer wieder schief wachsen, heißt es schnell: „Das Pferd braucht das wohl so.“. Schließlich, so könnte man weiter argumentieren, gibt es ja einen Grund dafür, dass die Hufe so gewachsen sind. Den gibt es tatsächlich und nicht selten liegt er im Körper des Pferdes bzw. darin, wie das Pferd seinen Körper bewegt. Nimmt es bspw. vorübergehend aus welche Gründen auch immer eine Schonhaltung ein und belastet seine Hufe dadurch unterschiedlich, kann sich das leicht in unterschiedlichem Wachstum zeigen.

Wie Hufhorn wächst

Vereinfacht könnte man sagen, dass Hufhorn in Zug- und Druckrichtung wächst. Solange das Pferd seinen Huf gleichmäßig belastet, wächst das Horn also auch gleichmäßig und wird gleichmäßig abgerieben. Stellt das Pferd seine Gliedmaßen bspw. nicht gerade, sondern die Vorderbeine unter den Bauch, bringt es vermehrt Last auf den vorderen Teil des Hufes, die Zehe, während der hintere Teil, die Trachten eher entlastet werden. An der Zehe erfolgt also mehr und an den Trachten weniger Abrieb. Mit den Trachten wachsen auch die Eckstreben und können den hinteren Teil des Hufes unbequem machen, wenn sie auf die Sohle und ins Hufinnere drücken. Oft entwickeln sich dabei zusätzlich hebelnde untergeschobene Trachten oder/und unterschiedliche Innen- und Außenseiten. Belastet das Pferd einen Huf mehr als den anderen, wachsen sie unterschiedlich. Meist betrifft das die Vorderhufe, die im Extremfall eine Kombination aus einem Stöckelschuh und einem Turnschuh werden können: Ein Huf ist kleiner und höher, der andere größer und flacher.

Das Pferd kann wohl gerade nicht anders?

Das Pferd passt sich dem meistens an, indem es den etwas unbequemeren Huf weniger nutzt. Dadurch entwickeln sich die Hufe weiter auseinander  – auch wenn der ursprüngliche Grund, warum das Pferd seine Hufe unterschiedlich belastete (bspw. eine Schonhaltung), vielleicht längst behoben ist. Werden nun die Hufe sogar eine geraume Zeit im Sinne einer Gleichstellung korrigiert, kann es trotzdem sein, dass das Pferd im Körper nicht folgen kann. Obwohl ihm seine Hufe nun eine gleichmäßigere Nutzung erlauben würden, verbleibt es in seiner Anpassungshaltung und die Hufe wachsen wieder schief und ungleich nach. Natürlich gilt es in solchen Situationen, die jeweiligen Hufbearbeitungsaspekte und mögliche hufinnere Regenerationsprozesse zu überprüfen. Doch dann könnte aus „Das Pferd braucht das wohl so.“ ein „Das kann das Pferd wohl gerade nicht anders.“ werden, das dazu auffordert, weiter zu überlegen.

Warum kann das Pferd seinen Körper gerade nicht anders einsetzen? Bestehen vielleicht muskuläre Imbalancen, hat es mit den Lebensumständen zu tun etc.? Das schauen wir uns nächste Woche an. Wer nicht so lange warten möchte, findet hier mehr zur Körperarbeit.