Aktuelles

Wie das Pferd, so der Huf – Teil 3

Hufe Körper

Dies ist der dritte Teil zum Thema „Wie das Pferd, so der Huf“. Es ist sinnvoll, vorher Teil eins und zwei zu lesen.

Immer wieder schiefe Hufe?

Wenn Hufe bereits über eine längere Zeit im Sinne der Gleichstellung korrigiert wurden, aber dennoch immer wieder schief wachsen, macht sich nicht selten eine gewisse Ernüchterung oder sogar Hoffnungslosigkeit breit. Zunächst erscheint es logisch, dass die Hufe schief wachsen, weil das Pferd sie ungleichmäßig belastet. Und dass sich das bessert, wenn die Hufsituation optimiert wird, d.h. unphysiologische Hebel entfernt und die Hufparameter wieder hergestellt werden. Zunächst erscheint noch verständlich, dass diese Umstellung vielleicht eine Zeitlang dauern kann, weil das Pferd sich erst umgewöhnt. Bald jedoch mehren sich Fragezeichen und auch Zweifel am Gesamtkonzept. Spätestens dann ist es wichtig, den restlichen Körper zu betrachten, denn offenbar kann das Pferd gerade einfach nicht anders.

Hufe, Schonhaltung und Muskulatur

Im Prinzip kann bereits nach einer erstmaligen Korrektur im Sinne der Gleichstellung eine deutliche Besserung erreicht werden, d.h. die Hufe wachsen deutlich weniger schief nach als zuvor. Dann kann es einfach sein, dass beispielsweise Muskulatur, die über einen längeren Zeitraum eine Schonhaltung aufrecht erhalten hat, wieder in ihren Normalzustand zurück finden muss. Belastete das Pferd vorwiegend die Zehenregion und entlastete die Trachten, stand es wahrscheinlich rückständig mit den Vorderbeinen mehr oder weniger weit unter dem Körper. Dafür musste es mehr Muskelkraft aufwenden als wenn es physiologisch mit geraden Röhrbeinen steht, denn es musste sich außerhalb seines natürlichen Gleichgewichts halten. Dieses natürliche Gleichgewicht wirkt über Sehnen und Bänder im gesamten Pferdekörper als biotensegritales System. Diese Konstruktion ist es, die dem Fluchttier Pferd ein weitgehend ermüdungsfreies Grasen mit tiefem Kopf über viele Stunden, aber auch das Schlafen im Stehen erlaubt. Minimale Muskelarbeit wird benötigt, weil das Sehnen-Bändersystem die Haltearbeit passiv übernimmt. Das bedeutet aber auch, dass jede Abweichung von der physiologischen Körperhaltung ein Arbeiten gegen dieses System erfordert – und damit einen kräftemäßigen Mehraufwand. Um die Vorderbeine unter den Körper zu stellen, arbeitet bestimmte Muskulatur permanent mehr, als eigentlich vorgesehen, während andere eher übermäßig gedehnt wird.

Wie eine Schonhaltung aussehen kann

In unserem Beispiel kontrahiert wahrscheinlich der Trizeps dauerhaft (verhältnismäßig stark ausgeprägter Trizepsauf dem Foto) und streckt somit das Ellenbogengelenk mehr, wodurch das Bein in die Rückständigkeit kommt. In der Regel bleibt die Kompensation nicht in einem Muskel, sondern wird Stück für Stück immer weiter gegeben, je nachdem, wann der vorige Muskel ermüdet. So kann die Kompensation weiter über Schulter und Rücken bis zur Hinterhand gehen (wenn bspw. die Hinterbeine eher unter dem Körper stehen, um mehr Last aufzunehmen). Auf der Vorderseite könnte sich das Pferd durch relatives Vorschieben des Körpers im Vergleich zu den Vorderbeinen über Brust- und Halsmuskulatur helfen (Hals eher tief, zieht nach vorn, entsprechend bemuskelt). Ermüdet auch diese Muskulatur, kann es sich sogar regelrecht fallen lassen, denn das Pferd hat kein Schlüsselbein. Der Rumpf ist muskulär quasi zwischen den Vorderbeinen aufgehängt. Besteht eine derartige Kompensation über lange Zeit, hat es die Muskulatur schwer, sich ohne Hilfe von außen wieder zu normalisieren. Unter Umständen verbleibt sie also in ihrer Kompensation und die Hufe wachsen wieder schief.

Zusätzlich zum Hufbearbeiter braucht es nun also einen Körpertherapeuten. Was dieser genau macht und wie das dem Pferd hilft, erfahrt ihr nächste Woche. Bis dahin könnt ihr hier schon ein bisschen vorarbeiten: https://therapiestall-weserlauf.de/mobile-pferdeosteopathie-ganzheitlich-integrativ-um-nienburg-bremen/