Huftherapie Fallbeispiele

Hornspalten und Kapselrisse

Hornspalt beim Pferd
Wie kommt es zu Hufkapselrissen?

Hornspalten oder Kapselrisse können unterschiedliche Ausprägungen annehmen und von oberflächlichen Rissen bis zu tief blutenden Spalten mit Lederhautverletzung reichen. Außerdem können sie – je nach Ausgangssituation und individuellem Schmerzempfinden des Pferdes – mit Lahmheit verbunden sein oder auch nicht. Liegt dieser Situation „nur“ ein Unfall, d.h. eine lokale kurzfristige Verletzung, zugrunde, können Spalt oder Riss oftmals einfach wieder gesund herauswachsen.

Anders sieht es aus, wenn das Problem bereits länger besteht. In der Regel gibt es in der Lehrmeinung zwei Ansatzversuche, die Hornqualität und die sogenannte „Statik“. Wird erstere als minderwertig erachtet, sollen Zusatzfuttermittel Abhilfe schaffen. Tatsächlich hat die Hornqualität durchaus Einfluß auf die Qualität und Belastbarkeit der Hufe. Sie zeigt sich auch an weiteren Merkmalen der Hufhornsituation, ist nach unserem Ermessen allein jedoch selten ausschlaggebend für Hornspalten. Als weiterer Ansatzpunkt dient die „Hufstatik“. Häufig wird versucht, Kapselrisse und Hornspalten an den Hufwänden über verschiedenste Variationen zu stabilisieren, zu klammern oder das weitere Aufreißen durch das Einbringen von z.B. Querrillen zu „brechen“.

Welche Rolle die Hufstellung spielt

Ein Huf funktioniert nicht statisch, sondern ist bioelastisch reversibel verformbar. Die Hufkapsel ist kein statisches Gebilde, sondern bewegt sich entsprechend der Möglichkeiten und der Kräfte, die auf sie wirken (mehr dazu findest du in der Kategorie „Hufwissen„). Wenn ungeeignete Belastungen und sogenannte Körperhebel auf die Hufkapsel treffen, können die Wände „reißen“ oder „brechen“ – und zwar umso leichter, je weniger optimal sich Hufstellung und Hufhornsituation gemäß den physiologischen Ansprüchen gestalten. Daher ist es uns wichtig, zu kontrollieren:

  1. welche Hebel und Kräfte auf die bioelastische Hornkapsel eintreffen und
  2. ob diese Hornkapsel überhaupt physiologischen Hufmechanismus und Belastung erlaubt, also die korrekte Verformung unter Lasteinwirkung.

Anschließend korrigieren wir die Hufstellung in Richtung physiologischer Grundsätze. So ist es auch bei Rissen und Hornspalten möglich, ein gesundes Nachwachsen der Hufe zu ermöglichen – und das ohne Hilfsmittel von Beschlag oder Klebehorn. Hierzu ist eine ausgewogene Kräfteverteilung auf die Hufkapsel nötig. Möglich wird dies durch geeignete Hufbearbeitung, die eine natürliche Hufbeinstellung sowie ein gesundes Niveau der Eckstreben im Gewölbe beachtet.

In manchen Fällen hängt jedoch eine Fehlbelastung der Hufe auch mit Problemen im Bewegungsapparat zusammen. Das wird durch genaue Analyse deutlich und deshalb ist uns eine ganzheitliche Betrachtung der Gesamtsituation so wichtig.